Seit Beginn der 1990er Jahre beschäftigt sich die in Basel lebende Barbara Maria Meyer (*1955) mit der Pflanzenwelt – sowohl mit den Gewächsen selber, als auch mit deren schematischen Darstellungen aus botanischen Bestimmungsbüchern und Enzyklopädien. «Fleur trouvée» lautet denn auch der auf Vegetatives anspielende Titel der Ausstellung, mit der die Künstlerin ihr Schaffen erstmals in der Zentralschweiz präsentiert und die zugleich die erste Schau von Hilfiker Kunstprojekte mit Schwerpunkt Malerei ist. Der Ausstellungstitel verweist aber nicht nur begrifflich unmittelbar auf Barbara Maria Meyers Arbeitsgrundlage, sondern mit seiner – angesichts der an Bezügen zu Blumen äusserst reichen Werke merkwürdigen – Singularform darüber hinaus wohl nicht ganz zufällig auf den Begriff des «O jet trouvé». Als terminus technicus der Kunstgeschichte bezeichnet «Objet trouvé» ein Werk oder Werkelement aus Vorgefundenem, seien es artifizielle oder natürliche Gegenstände. Barbara Maria Meyer entdeckt auf ihren ausgiebigen Streifzügen durch die Natur oft gerade in eigentlich unauffälligen Pflanzen Motivvorlagen für ihre Gemälde und Wandmalereien. Bisweilen realisiert sie ihre Werke direkt im Aussenraum: Einerseits bringt sie an verwitterten Fassaden alter Industriebauten und auf anderen untypischen Trägermaterialien mit Kreide feine Zeichnungen von pflanzlichen Strukturen an, deren ephemere Formen sie jeweils mit der Kamera einfängt. Andererseits arbeitet sie mit lichtempfindlichem Papier, um das Gefundene in sogenannten Sunprints festzuhalten, die gleichzeitig bildnerische Vorstufen für die Malereien darstellen. Wegen seiner Ähnlichkeit mit der Cyanotypie und dem Fotogramm vermutet man beim Sunprint eine im Zeitalter der Digitalfotografie geradezu altertümliche kameralose Lichtbildtechnik; das resultierende Bild ist

(Isabel Fluri, 2010)